Die schwarze Mieze

Ein grosser Junge
weint doch nicht.
Das Viech scheisst
bloss in die Ecken,
grapscht die Piepmätze.
Ich hatte auch einen,
wusste ich von meiner Mutter.
So lernte ich stets
in den frühen Tagen.
Führers Geburtstag
kann ich noch heute hersagen,
aber stramm.

© hertz

Public Viewing

Das vierrädrige Objekt
auf der Grünfläche
der Wohnanlage.
Verdacht.
Polizisten
ohne Blaulicht
schieben jetzt
was über’s Gras.
Watschelnd
weichen
Nonnengänse.
Alle Balkone
sind besetzt,
Wolldecken
auf den Knien.
Ein Kinderwagen.
Kein Applaus.

© hertz

Subversiv

In die silberne Kanne
für die Taufe sprudelt
Wasser aus dem Hahn.
Der Küster schaut links,
prüfend nach rechts,
keine Menschenseele.
Aus dem Anzug
nestelt er eine Ampulle,
zieht den feinen Korken
und gibt in die Kanne
ein winziges Tröpfchen

Gott.

© hertz

Super Markt

Hände schieben sich
unter die Melonen,
wissen, wie man
einen Babykopf wiegt.
Braune Finger,
Nagelmonde wie wir,
betasten die Haut,
drücken den Scheitel.
Nichts.
Schnuppern.
Auch nichts.
Eine Kundin nickt.
Spanien, sagt sie,
nach der Saison
ist die Erde da
Sondermüll.

© hertz

Im Altlicht

Ich fürchte die Nacht.
Unter meinen Träumen
rosten die Nicht-Geliebten.
Ihre Farbe bricht.
Das kann man hinnehmen.
Die Geliebten aber
rosten auch.
Ich fürchte die Nacht,
in der sie sich gleichen.
© hertz

Morgen danach

Unser Schweigen
hängt über der Bank
in der Grünanlage,
unter einer Kälteschutzfolie
vom Mitternachtsbus,
obdachlos,
Fusel und Grusel,
obwohl:
wir hatten Prosecco.
Keiner guckt.
Kinderlachen kullert
die Steinstufen hinunter.
Krähen krächzen.
Auf der Bank nie wieder.

© hertz

Bisweilen

Andere haben ein Elterngrab,
wenn sie nicht weiter wissen.
Ich habe im Garten
eine rote Tänzerin,
wispere zu ihr,
schweige vor ihr,
heule bisweilen.
Sie aber schwingt
ihre breiten Hüften,
tanzt mir
den steten Punkt.
© hertz

Weidefall

Was Dunkles anziehn,
dann gucken sie nicht.
Sie gucken.
Ich hetze.
Ich fliege.
Hinter mir
was schnauft,
was stampft.
Vor mir
der Zaun,
der Pfosten,
der Sprung,
der Schmerz.

Ein schwarzes Fell,
Fliegen am Ohr,
Atem dampft,
schiebt den Kopf
durch den Draht,
Augen
melasseschwarz-bittersüß,
interessiert.
© hertz

Da kommt was

Halte nicht stand,
bestelle dein Haus,
es zieht was herauf.
Schau, die Mauersegler.
Lerne ihr SriehSrieh.
Fliege mit ihnen,
lass dich tragen.
Schlafe auf den Winden.
Meide den Blick
in das Auge des Sturms.
© hertz

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