Morgens gucke ich erstmal,
ob die Welt noch da ist.
Die Nachbarin guckt nachts.
Sollte ich eines Morgens
nichts mehr vorfinden,
frage ich sie, wer’s war.
© hertz
lyrisch bis alltäglich
Morgens gucke ich erstmal,
ob die Welt noch da ist.
Die Nachbarin guckt nachts.
Sollte ich eines Morgens
nichts mehr vorfinden,
frage ich sie, wer’s war.
© hertz
Aus dem Paradies
höllischer Gestank,
schmeckt nach Klo.
Die Kinder rein,
die Masken auf,
das Fernsehn an.
Vorabendserie,
du lieber Gott,
gibt’s doch nicht,
wir holen uns noch
den Tod oder was.
Endlich. Ach so,
der Vulkan da hinten.
Wir wollten sowieso
wieder Costa del Sol.
Keine Sorge.
© hertz
In der Blume
ist Gott
am schönsten,
sagte mein Freund,
der alte Maler.
So prächtig
so empfindlich,
so fruchtbar.
Einmal machte er
für eine Kapelle
ein heiliges Bild
von Gott – aber
man sah ihn nicht
vor lauter Blüten
aus dem Farbkasten.
Das Gremium war
sich lange uneins.
© hertz
Latino sage ich nur.
Schwupp ist die nächste
ans Land geschwappt.
Die Delta tanzten
wir gestern, ach Gott,
und heute die Lambda,
da geht noch was.
Erst nach der Omega
macht der DJ dicht.
Aufbrezeln,
di nägschte Angschtpaati,
avers met’n Gautest.
© hertz
Drei Kilometer Sommer
zwischen wogenden Gräsern,
Wegrauken und Margeriten,
Klatschmohn flammt auf.
Mit unseren E-Bikes
strampeln wir total öko,
bergab gleich bei 37,
königliche Einfahrt
ins Bushaltestellendorf,
Freizeitreiter von links,
vor dem Ehrenmal rechts
Trinkpause, man schmeckt
jetzt die Gülle.
© hertz
Schöne Himmelfahrt
sorgfältig in Öl
Farben leicht gedunkelt
um 1850, Kopie
Original byzantinisch
unbekannte Signatur
120 Zentimeter hoch
sehr repräsentativ
Wertvoller Rahmen
barockisiert
weiß und gold
Christus müsste
nachgebessert werden
© hertz
In Wattenscheid weiß ich
einen, der mich liest,
und in St.Andreasberg.
Außerdem noch einer,
ziemlich quer,
Der ist wieder weg.
Also zwei.
Vor dem Fenster knospen
unsre Birnenbäumchen
von der Hochzeit.
Auch zwei.
Wähle, Dichter.
© hertz
In der Tiefe
des Schwungs
suche den Klang,
sagt der weise Lu-Tong,
am steten Punkt
ist der Tanz.
Oben,
auf seiner Wolke,
Albert Einstein.
Er lächelt.
Er nickt.
© hertz
Ach du dicke Flocke,
meine Schneekönigin.
Wie geht’s?
Na ja, Eure Majestät.
Schon gut.
Wir haben auch Sorgen,
es taut zu viel,
meine Eis-Aktien,
und die Prinzen.
Ja, Madam.
Am besten
Schnee drüber.
© hertz