Lernen

Starr glubscht
mein Frosch
unterm Schilf.
Durch den Frost kommen,
lernen von den Wechselwarmen,
schläfern ihr Herz
dünnen den Atem
kühlen ihr Blut.
Grasfroschfrüh
noch einmal
dabei sein.

© hertz

Meine graue Stadt

Unter den Decken
des Schädels
Zelle um Zelle
Nerven blitzen
nanosekundlich
dort weiß man
mehr über mich
als ich selbst
am nebligen Limbus
blaue Wolken
lassen tief blicken
ich horche
draußen schon
das Laub

© hertz

 

 

Reboot

Zwölf Gorillas in Hamburg
auf der Mönkebergstraße,
zwei am Rantzauer See,
sechzehn auf der NordArt
mitten in Schleswig-Holstein,
welche in Prag, Neapel oder
Bad Ragaz, wo auch immer
das liegt, zuhause in China
lebt eine Herde mit weit
über hundert Bronzeaffen,

 

 

 

 

sechshundert Kilo jedes Tier,
sehen schon ein bisschen aus
wie unsereins, alles Männer,
irgendwie glaubt man das,
der Länge nach aufgerichtet
messen sie dreieinhalb Meter,
riesige Jungs, in die Gegend
ausgesetzt, geerdeter Gang,
Augen scannen den Himmel
wie im dringlichen Gebet.
Warten auf die original sin,
mit der noch einmal alles
von vorne losgehen kann.
Menschheit Nummer zwei,
noch im groben Affenanzug,
geht in XXL an den Neustart,
mit Unschuld und Wumms
für eine strahlende Zukunft,
lässt der Künstler wissen –
Liu Ruowong aus China.

Über die Skulpturenserie „original sin“ von LIU Ruowang, die seit einigen Jahren auf der NordArt (Büdelsdorf – Schleswig.Holstein) gezeigt wird.

© hertz

34,1° Celsius

Andächtig entblößt
bis auf die Augen
dösen ins Delirium
coole Ganzkörper
Stufe für Stufe
die angekündigen
Celsius-Grade rauf.
Keine Bewegung.
Bloß der Kosmonaut
hinter dem Deich
aus Luftballon-Gummi
zappelt auf Erden
bei leichter Brise,
empfiehlt bäuchlings
schwabbelnd Gelati,
sein Hintern aber
wirbt für Pommes.

© hertz

Seh-Stück

Ebbe
Rumliegen
Körper gucken
Leute zählen
Dicke und Dünne
du kriegst die Bäuche
gewinnst knapp
Jetzt barfuß
gegen Flip-Flops
ich verliere doch
lieber Strandlaufen
Vielleicht finden wir
Venusmuscheln

© hertz

Urlaub daheim

Durch den Feldstecher ziehen
Wesen, mächtige Leiber,
Köpfe dunkel verschleiert,
eisenfarben die Häute.

 

 

 

 

 

Abenteuerlich – wir hin.
Tief geduckt im Galopp ab
durch die Jungbullenweide,
Mückenschwärmen entfliehend.

Kurzer Sprung über’n Graben,
schnaubend erwartet man uns,
erstes Sichten der Fremden
durch das lästige Schutznetz.

Endlich herzliches Wiehern,
Hälse tätscheln, ein Nicken.
Alle hörn sie auf Lucy.
Wie benennen sie uns bloß?

© hertz

Malgedicht für Erwachsene und Kinder

Achtundzwanzig Mal
schnürt eine grüne Spur
wie dicke Zahnpasta
für Nilkrokodile
über die Leinwand,
am Schluss ein Klecks,
ein geringelter brauner Klecks,
sieht unanständig aus,
ist aber kreativ.
Dann das Ganze als
achtspurige Autobahn,
windgepeitschte Nordsee
oder übergelter Undercut
in
Rot
Blau
Schwarz
Gelb
Lila
und
Burgund.

Der Maler grabscht
in den Farbhaufen,
schmiert und formt,
kleckst und würstelt,
dass es seine Art hat,
es macht ihm total Spaß,
selbst bei Regen.
Ich glaube, wenn Kacki
auch noch bunt wäre,
würden Talente gefördert.

Kinder:
Man benötigt aber dafür
einen Gummihandschuh
und einen Gummianzug
und eine Gummimütze
und diese besondere Gummifarbe.
Und einen Sprinter
für die Leinwand
und eine Erlaubnis,
das alles draußen
irgendwo zu machen.

PS:
Herr Lehmpfuhl
malt tolle Bilder.
Die Lange Anna
von Helgoland
zum Beispiel.
Das ist kein Mädchen
sondern ein Felsen.
Wer dicht zu ran geht,
sieht bloß die Zahnpasta,
an der man pulen möchte,
was man keinesfalls darf.
Will man so was richtig gucken,
braucht man mindestens
ein Wohnzimmer in XXXL,
mindestens.

© hertz

Aus der Spur

Aufjaulen,
dumpfes Fallen,
am Hals dein Herz.
Krähen kreisen dich ein .
Rennst aus der Spur,
schlägst einen Haken,
rutscht ins Bett
zu den Jungfichten.
Musst dringend pinkeln.
Traust dich nicht.
Durch den Stangenwald
rumpelt ein Unimog.

© hertz

Durch die Blume

In der Blume
ist Gott
am schönsten,
sagte mein Freund,
der alte Maler.
So prächtig
so empfindlich,
so fruchtbar.
Einmal machte er
für eine Kapelle
ein heiliges Bild
von Gott – aber
man sah ihn nicht
vor lauter Blüten
aus dem Farbkasten.
Das Gremium war
sich lange uneins.

© hertz

 

Seestück

Salbeifarben die See.
Auf dem Horizont
ziehen Boote.
Am Himmel malen
die Wolken Zeichen.
Bauch an Bauch
lernen wir unsre
geheimen Namen
by heart.

© hertz

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