Heimatkunde

Der Hackklotz
das Handbeil
die Ewigkeitssekunden
der Schnabel
der Kamm
die rote Spur
Gockelhahn
den ich liebte
weisst du noch
keine Träne
der Befehl
© hertz

Ogottogott

Ogottogott schwitzt,
will am liebsten
den Laden zumachen.
Die Wünsche der Kundschaft
gehen mir auf den Keks,
tippt sein Zeigefinger,
das meiste nicht lieferbar.
Noch 37 Zeichen,
langsam tut’s weh,
verdammt klein alles.
Er hätte gern
ein Seniorenhandy
mit Ventilator
und ein tolles Gewitter
oder eine andere schöne Krise.

© hertz

 

72 : 1

Der Froschkönig werden soll,
ruft fünf Tage vorher an,
Ferngespräch, es knackt,
sie sollen einen anderen
in den Brunnen schicken.
Er sei konvertiert,
man mache ihn gleich
zum Gürtelträger,
wenn schon denn schon,
zweiundsiebzig Jungfrauen,
alle glutäugig. O Mann.
Besser als ’ne Tussi,
die einen an die Wand klatscht.

© hertz

Kein‘ Bock

MoinChef

Wasis
AchduKacke
Besserals
Egaldoch
Kommschon
Machsdirselba
Kannnich
Gehtdoch
Scheißdrauf
Nervnich
HerrGottnochmal
Fickdich
Lasses
Gehnwa

MohltiedChef

© hertz

Bügelflaschen-Blues

Kapuzenjungs im feuchten Weltenschmerz,
sie finden sich vom Leben abgehängt.
Die Politik, die „Alte”, pöö, geschenkt.
Es ploppt das Pils, zwei Glatzen machen Terz,

jongliern mit Bügelflaschen bloß zum Scherz,
die erste hab‘n sie schon ins Watt versenkt.
Gern steht man hier als Mann, so eng gedrängt,
sich duckend in die Herde, wasserwärts.

Die Lästerzungen tänzeln ohne Zaum,
anheim fällt nun die Stadt der Ridicule.
Die Bürger fallen in den ersten Traum.

Der Strom bringt Nachtluft, beißend ihre Kühle,
man geht, die dünnen Jacken wärmen kaum,
kann sein, es gibt am Schluß ein paar Gefühle.
© hertz

Hundswache

Schnittige Dreimaster
spielen Schiffeversenken
im Hafenmuseum.
Man riecht
Kronprinzessin Cecilie,
sie qualmt nach Schnelldampfer Art.
Ein Melancholiker mit Sextant,
als Kapitän verkleidet,
mißt die Höhe zum Todessprung,
im Morgengrauen hängt
nur das Bild schief.
Die blonden Fischerjungs
schreien: Alle Stinte fliegen hoch!
Besucher gehen in Deckung.
Keiner da.

Die Glasenuhr schlägt neun,
zwei hautfarbene Akte
suchen ’ne Koje,
sie sind so schwarzweiß.

© hertz

Seestück

Blaue Boote
gehen mit der Flut.
Salbeifarben
die See.
Am Himmel tuschen
die Wolken
haardünne Zeichen.
Wir lernen unsre
geheimen Namen
by heart.

© hertz

 

Mann im Stau

Sudoku bloß im Kopf ist blöd,
die Walgesänge sollen mich entspannen,
hab ich schon zweimal durch – und nun?
Ich könnte alle roten Autos zähln,
die nebenan nach Norden fahrn.
Den Sprinter hinter mir, den lenkt ein Heinz,
im Spiegel les ich seinen Nam’n.
Und mache rasch von uns ein nettes Selfie,
der Heinz winkt artig wie Queen Mom,
das sehn gleich alle, die mich liken.

Ein Kurzhaarschnitt im Mini, apfelgrün,
guckt kurz, zieht dann auf meine Spur,
da blitzte doch ein blankes Dekolleté.
Mal schnell jetzt deine Nummer wähln,
ach nein, du bist ja schon im Yogakurs.
Ich werd mir einen runterholn,
mir ist so heiß. Der Wagen nebenan
wippt voll im Beat, man hört’s Gedröhn.

© hertz

 

Espolio

Täglich vom Leib
reißen sie mir
meinen Namen
meine Zahlen
meine Lieben
meine Käufe
unerlaubte Romanzen
Kleinjungenwünsche
oder Fleischeslüste
verdauen sie lautlos
in ihren Gedärmen
von digitaler Ewigkeit
zu digitaler Ewigkeit

© hertz

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