Wolfsstunde

Es klopft irgendwo
zwischen drei und vier
tiefschlafen geht nicht
wegen da draußen
wegen hier drinnen
man grabscht herum

umarmt das Kissen
fest wie seinen Retter
in Berg- oder Seenot.
Sie kümmern sich also
um einen. Die nervt
wohl das Klopfen nicht

Man denkt was Bedenkliches,
das andere kann warten.
Zum Beispiel an das Alter.
Trotz glücklicher Kindheit
kriegt man’s – wie Klopfen
zwischen drei und vier.

Nö, noch keine Lust drauf.
Das umarmte Kissen kommt
wieder unter den Kopf.
Nicht das Alter, bloß
das Herz, was ein Glück.
Danke, wohin auch immer.

© hertz

Aus der Spur

Aufjaulen,
dumpfes Fallen,
am Hals dein Herz.
Krähen kreisen dich ein .
Rennst aus der Spur,
schlägst einen Haken,
rutscht ins Bett
zu den Jungfichten.
Musst dringend pinkeln.
Traust dich nicht.
Durch den Stangenwald
rumpelt ein Unimog.

© hertz

4:37

Wumms,
an die Scheibe,
die Dämmerung zittert
auf mich zu.

Die Bettdecke zu kurz,
ich schütze mich
in meinen Armen,
keiner da sonst.

Morgens bestatte ich
die junge Amsel im Laub,
eine alte schimpft
von der Dachrinne.

© hertz

 

Public Viewing

Das vierrädrige Objekt
auf der Grünfläche
der Wohnanlage.
Verdacht.
Polizisten
ohne Blaulicht
schieben jetzt
was über’s Gras.
Watschelnd
weichen
Nonnengänse.
Alle Balkone
sind besetzt,
Wolldecken
auf den Knien.
Ein Kinderwagen.
Kein Applaus.

© hertz

Kein Zug

Regenpeitschen.
Böenwummern.
Lichter gehen aus.
Verschon uns.
Kein Zug, es wäre seine Zeit.
Das Tief wird tief und tiefer,
sollte Wotan heißen.
Es gibt bald sowieso
die Sonne nicht mehr,
sagte die junge Frau
gestern an meiner Tür.
Ich lächelte dümmlich.
Sie nicht.

© hertz

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