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Wumms,
an die Scheibe,
die Dämmerung zittert
auf mich zu.

Die Bettdecke zu kurz,
ich schütze mich
in meinen Armen,
keiner da sonst.

Morgens bestatte ich
die junge Amsel im Laub,
eine alte schimpft
von der Dachrinne.

© hertz

 

Die Rosen-Residenz
tanzt in den Mai

Morning has broken.
Schunkeln im Stuhlkreis
geht dieses Jahr nicht.
Also gleich aufs Parkett,
ruft die Heimleiterin.
Humtata, humtata.
Gedimmtes Oberlicht.
Ein Twinset in grün
folgt der Spitzenbluse,
dann noch ein Paar
in Schlabberjacken.
Abstandsgeregelt,
seit Ostern geübt.
Die beiden Männer
von der Sesselecke,
zu wenig‘ zum Skat,
gucken keine Frauen,
später dann Porno.
Im Solo ein Rollator,
kracht ins Geschirr.

© hertz

Erwachen

Ich wollte aufstehen, da
geriet ich in die Muster
ihrer Bluse gegenüber.
Der Bauhof hat Schuld,
gestern war ihre Bank
noch frisch gestrichen,
heute verlief ich mich,
schon, konnte gar nicht
so tief die Augen
niederschlagen, wie ich
hingucken musste.
Verpatzte ein Lächeln.

© hertz

Frühlingsmärchen

ist eine Antwort auf ein russisches Kindergedicht, das ich in
meinem Jahreskalender gefunden habe. Hier steht zuerst die Übersetzung der russischen Verse und dann kommt meine eigene Inspiration dazu.

Hau ruck!
So stießen die Fische
im Fluß das Eis an.
Und los ging der Eisgang.

Valentin D. Berestov (1928-1998)

*

Mundschutzmasken rocken
mit dem rosa Mützchen
Herrenlose Flaschen
schunkeln um die Scholle
stoßen an, bestellen
Ententanz zur Polka.

Wenn das Eis dann bricht
gehn wir alle baden.

© hertz

Grenzfall

Allerdickst kommt’s,
weiss die Nachbarin
aus dem Autoradio,
allerdickst,
haben sie gesagt.
Dann ginge gar nichts mehr.
Unsere beiden roten Tulpen
wiegen weise ihre Köpfchen.
Am Morgen liegt tatsächlich
die Flockenfallgrenze
bei 47 Metern.


© hertz

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