Ulla

Da geht Ulla,
sie ist in der Neunten,
sagt meine Mutter.
Ulla guckt
durch mich durch.
Ulla trägt
einen grauen Pullover,
selbstgestrickt,
sagt meine Mutter,
Patentmuster,
sagt meine Mutter.
Die Ullas
wohnen nebenan zur Miete,
wir haben ein Haus.
Ulla sieht mich trotzdem nicht.
Vor meinen Augen schlenkert sie
ihre Schultasche hin und her.
Ich muss den Ranzen
auf den Rücken schnallen.
Ulla ist so was wie eine Frau,
noch nicht ganz, aber irgendwie.
Ihr grauer Pullover
wölbt sich vorne, ich starre.
Für Ulla bin ich nicht da,
wenn ich durch die Hecke spähe
in meiner dünnen Turnhose.

Ulla geht in die Neunte.
Ich komme in die Fünfte.

© hertz

Karbid

Der dicke Schulze
holt die Klümpchen
aus der Jackentasche,
stinken nach Klo.
Ab damit
in die Flasche von Tommi.
Wasser schon drin.
Hänschen ist stolz
auf sein Sturmfeuerzeug.
Wird nicht gebraucht.
Ich hab’ nichts.
Ich muss Schmiere stehen.
Im Rohbau kracht’s
wie Silvester.
Scherben hageln.
Das machen sie
gleich nochmal.
Zwei Häuser weiter
geht die Tür auf,
das ist bei Thomas.
Wir stieben davon,
kauern im Graben,
schleichen heim.
Nur ich
habe saubere Hände.

© hertz

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