misswahl

schön sein
eine miss sein
eine miss wollen
am schönsten
eine miss kriegen
schöner
missgriff
mister
verpiss dich
eine miss missen
mist
weib
man sollte dich
auf den Mond
© hertz

ÖPNV

Kommt nichts.
In der Linken ein Bier,
Rempeln mit Rechts.
Sie spielen Gleisschubsen
für die süsse Maid vom Plakat
mit der kessen Lippe,
alle 11 Minuten
verliebt sich’s.
Die sind schon um,
noch ist nichts passiert.
Kein Kuss.
Kein Zug.
© hertz

Im Altlicht

Ich fürchte die Nacht.
Unter meinen Träumen
rosten die Nicht-Geliebten.
Ihre Farbe bricht.
Das kann man hinnehmen.
Die Geliebten aber
rosten auch.
Ich fürchte die Nacht,
in der sie sich gleichen.
© hertz

Morgen danach

Unser Schweigen
hängt über der Bank
in der Grünanlage,
unter einer Kälteschutzfolie
vom Mitternachtsbus,
obdachlos,
Fusel und Grusel,
obwohl:
wir hatten Prosecco.
Keiner guckt.
Kinderlachen kullert
die Steinstufen hinunter.
Krähen krächzen.
Auf der Bank nie wieder.

© hertz

Hugging Day

Die ganze Stadt umarmen,
Grundgütiger.
Die Neonschreie der Kaufhäuser,
zeitschlagende Kirchtürme,
das ewige Badabambadabam der S-Bahnen?
Preismurmelnde Kleindealer
hinter dem alten Friedhof?
Das Juchzen der Pärchen
in den Hecken am Seepark?
Die Maulkorbhunde, bei denen
ich die Straßenseite wechsele?
Ist das wirklich so gemeint?
Die ganze Stadt umarmen?
Keuchende Extremjogger?
Lauthalsige Hinterhof-Jungs
mit ihren Kacke-Sprüchen?
Die zwei Penner unter der Rathausbrücke,
o Gott, wie’s da stinkt?
Alle
mit den fremden Gesichtern,
wie sie mit den Armen fuchteln,
die riechen nicht bloß,
man denkt, sie holen
gleich ein Messer raus,
und die alten Frauen,
die mir nachstarren,
als ob ich Freiwild wäre,
und die jüngeren,
auch nicht von hier,
stehen da im Pulk
mit ihren glutvollen Augen,
lachen sich eins?
Meinen sie mich?
Reden wir mal über To-go-Becher,
die der Wind herumtrudelt,
und über die Schmierereien
an jeder freien Mauer.
Die ganze Stadt umarmen,
das kann man mir nicht zumuten.
Diese Rüpel von Radfahrer,
die SUV-Blödmänner, die laut hupen,
die Idioten mit dem Diesel-Bleifuß
und das Aas von Busfahrer,
der mir gestern erst
die Tür vor der Nase
einfach zugemacht hat.
Der war doch eh sowas von spät.
Den auch?
Grundgütiger.
© hertz
Es gibt tatsächlich einen „Hugging Day“, einen „Weltknuddeltag“, wie es auf deutsch heißt.Es ist der 21.Januar.

Noch Zeit

Wenn du tot bist,
bleibst du hier,
ich öffne kein Fenster,
halte die Uhr nicht an.
Sie sagen dass du riechst,
ich werde dich waschen,
wie es sich gehört,
festlich kleiden,
oben und unten,
deine Wäsche von damals,
das Seidenteil, die Pumps,
der Damenanzug.
Wir haben noch Zeit,
bevor die Kinder kommen.
Ich rücke deinen Sessel
zu den Bildern,
die du gern hast,
das Paar beim Sonnenaufgang,
die Heidelandschaft,
das handgemalte Kätzchen
von deiner Freundin.
Ich mache es dir bequem.
Fernsehen heute nicht.
Ich werde dir vorlesen,
was von Theodor Storm,
mein Harfenmädchen.
Das wird dein Abend.

© hertz

Millimeterarbeit

Pullover, Hemd, Tanktop,
elf Millimeter Baumwolle.
Ausziehen.
Unten auch.
Nur langsamer.
Man kennt sich.
Bräunungen und Rötungen
schwarze Punkte,
blaue Besenreiser,
Narben und Einstiche,
Falten wie Gebete.
Meine klunschige Unschuld.

Komm.

 

© hertz

Heimatkunde II

Hochzeit bei Brodersen.
Sie krieg‘n sich in die Wolle,
als man die Braut entführt.
Wohin und wer? Kein Ton,
die Handys schwiegen schlicht.

Das Funkloch ist geblieben,
die Braut, sie tat es nicht.

© hertz

Seestück

Blaue Boote
gehen mit der Flut.
Salbeifarben
die See.
Am Himmel tuschen
die Wolken
haardünne Zeichen.
Wir lernen unsre
geheimen Namen
by heart.

© hertz

 

Valentinas Tagebuch

Meine Katze
scheute,
als er kam.

Meine Musik
hat er gehört,
mein Notebook
hat er beguckt,
meine Limo
hat er getrunken,
meine Chips
hat er gegessen,
meine Poster
hat er bewundert.
Meinen Busen
hat er probiert.

Meine Puppen
taten wir beiseite.

Meine Katze
schnurrte,
als er ging.

© hertz

Blogverzeichnis - Bloggerei.de
Follow by Email
Zurück