Straßenkampf

Die Wollmütze
und der Bärtige
klatschen sich ab,
erst mit rechts,
dann mit links.
Stürmisch und stürmischer.
Kehllaute. Singsang.
Ein verwirrtes Eichhörnchen
jagt die Platane hoch.
Der Bärtige spielt
Arm hoch, Finger gerade,
in Kinderpose
eine Hand am Abzug,
das Tier im Visier.
Brrrat-a-tat-tat-tat-tat.

© hertz

Girls‘ Days

Rocca ist elf,
landet einen A-380
– im Film.
Will die Welt verändern.

Pippi ist neun,
das stärkste Mädchen der Welt
– im Roman.
Will die Welt verändern..

Greta ist sechzehn,
regt Schulen auf
– in echt.
Will die Welt verändern.

© hertz

Shooting

Es glitzern die Gleise,
sie lächelt nach unten,
o Gott.
Ein andrer ist da.
Rosa Fliege,
ein meerblauer Frack,
klickert im Takt,
sie macht ihm ihr Mündchen,
wirft ihm ihr Küßchen.
betänzelt die eiserne Brüstung.
Er rollt sich rücklings,
jetzt noch von unten.
Die Braut ist im Kasten
der Anzug ist hin.
© hertz

Schöne Brücke

Hier sollte man springen.
Allein schon der Blick
in die Abendsonne.
Nur dauernd diese Frachter.
Auf einen Container
will ich nicht knallen,
das tut verdammt weh.
Missglückte Arschbombe,
denken die dann.

Ich warte besser noch.
Sonntags da kommen
die Frachter doch nicht.

© hertz

Hey Joe

Unten die Biskaya.
Oben Turbulenzen.
Auf den Kopfhörern
meines Vordermanns
zwei rockende Wilde,
Bikini abgrundtief,
muss man hingucken.
Er steht auf, greift
den bunten Gehstock.
Zöpfchen rechts,
Zöpfchen links,
zucken im Rhythmus.
In welchem?
Die Triebwerke
dröhnen alles zu.
Purple haze
all around.
Noch drei Stunden.

© hertz

(Titel und kursive Zeilen sind Zitat, Jimi Hendrix 1967)

Weißtag

Es schneit
meinen Schmerz zu
mehr, mehr
klatsche ich
in die Hände
Schneeflöckchen
Weißröckchen
ich baue mir
an der Stelle
wo es weh tut
einen Schneegott
ohne Augen
früher hatten wir
Eierkohlen

© hertz

Heimspiel

Das Alpenveilchen kriegt
den Rest vom Schonkaffee.
Mit rosa Pillen
spielen wir Boule
auf dem Fußboden.
Ich gewinne.
Du maulst.
Über die Sprechanlage
bestellen wir Prosecco
für die Pflegesatzparty,
aber dalli und trocken.
Danach werden wir
in die Hosen pinkeln,
als wäre nichts geschehen.

© hertz

CosPlay

Kettenhemd.
Lederwams.
Hier, der rote Mantel
von deinem Vater.
Drunter Angora,
du zitterst.
Deine Haare, man könnte
dich an ihnen erkennen,
nimm die Perücke,
Grün steht dir,
sie ahnen nicht
dass du es bist.
Kein Schwert.
Wir schlagen
uns durch.

© hertz

Blues mit Keksen

Meine Wintermalerin liebt
verhangene Himmel,
traurige Krähen,
Körper in Nebeln,
vereinen sich zu weiß Gott was,
Barrikade oder Liebe.

Lagunen und Palmen –
da spreizt sich ihr Pinsel,
um Sonnenuntergänge
bittet ihr vergeblich.

Aber Kekse kann sie,
das sage ich euch,
zum Niederknien.

© hertz

Kann nicht

Ich kann keine Flüchtlinge.
Und ein Dichter sollte doch.
Ich kann kaum Kirchenchor,
gerade noch alte Freunde,
meine Briefträgerin geht noch.
Nachbarn verschieden.
Katzen meistens.
Ab und an Kinder,
nicht alle, die ich habe.
Frauen – eine.
Ich kann Karibik,
wenn man mich hinfliegt,
Kenia oder Kanaren,
viele andere Länder,
wo es sich reimt
oder auch nicht.
Ich kann keine Flüchtlinge.

© hertz

 

 

 

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