Längst

Unter’m schatt’gen Baum
geschrien alle Namen,
verrauscht längst.
Beim schwarzen Weg
geweint bittre Tränen,
versiegt längst.
Im dunklen Stall
geschworn hundert Eide,
verjährt längst.
In ihrem Zimmer
geküsst auf den Mund,
weiß ich noch.

© hertz

Dämmerung

Der erste Zug
zerspant
das Frühlicht,
kreischt
in der Kurve,
verschüchtert
das Begehren.
Bilder fliehen
den Schlaf.

Rechtsgewälzt.
Linksgewälzt.
Herzspitzenstoß,
es pocht,
es pocht.
Der ich bin,
ist nicht da.

© hertz

Schwarzer Mond

Traumhatz.
Fetzen von Sätzen.
Bänglich pocht
dein Herz an.
Ich fahre hoch:
Kein Wechselbalg,
du bist noch da.
Ich lege mich
dicht an dein Ohr
und summ dir was
vom Morgenstern.

© hertz

Tierpark-Dating

Treffpunkt Zicklein Schleckmich.

Hand in Hand zu den Wölfen.
Eine Junge mit Headset
greift sich was aus dem Eimer,
rote Fleischklümpchen fliegen.

Mir wird speiübel. Lieber
wo die Blesskälber wohnen.
Lutschen einem die Finger
so nass. Füttern, ja bitte.

Später futtern wir Pommes.

© hertz

Danzig

Mehr Fassaden geht nicht.
Und dann die Höfe:
Empört watet die Katze
am Saum der Pfütze entlang.
Die Junge in roten Hosen
bricht fremden Flieder,
Smartphone in der Linken.
Abfalltüten unverschämt
neben dem Brunnenhäuschen.
Unter’m Ahorn ein Bänkchen
kurz und unbesucht.
Wenn wir hier wohnten,
baute ich Dir und der Katze
einen hölzernen Steg,
umzäunte unseren Flieder allerhöchst,
schleunigst riefe ich die Müllabfuhr –
anderntags aber war ohnehin alles weg.
Und abends bisweilen
säßen wir bedeutsam eng
auf dem Bänkchen im Hof.
Einmal aber würde der schöne goldene Sigismund
auf der Spitze des Rathausturmes
winkend sich zu uns wenden.

© hertz

Valentinstag

Dann tut der Abend alles ab
die Nacht zieht uns aus
bloß noch der Glanz
deiner Faltencreme
und meine Flecken
auf den Händen
der Arzt sagt
das sei
bei uns
so

© hertz

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