Hey Joe

Unten die Biskaya.
Oben Turbulenzen.
Auf den Kopfhörern
meines Vordermanns
zwei rockende Wilde,
Bikini abgrundtief,
muss man hingucken.
Er steht auf, greift
den bunten Gehstock.
Zöpfchen rechts,
Zöpfchen links,
zucken im Rhythmus.
In welchem?
Die Triebwerke
dröhnen alles zu.
Purple haze
all around.
Noch drei Stunden.

© hertz

(Titel und kursive Zeilen sind Zitat, Jimi Hendrix 1967)

Weißtag

Es schneit
meinen Schmerz zu
mehr, mehr
klatsche ich
in die Hände
Schneeflöckchen
Weißröckchen
ich baue mir
an der Stelle
wo es weh tut
einen Schneegott
ohne Augen
früher hatten wir
Eierkohlen

© hertz

Heimspiel

Das Alpenveilchen kriegt
den Rest vom Schonkaffee.
Mit rosa Pillen
spielen wir Boule
auf dem Fußboden.
Ich gewinne.
Du maulst.
Über die Sprechanlage
bestellen wir Prosecco
für die Pflegesatzparty,
aber dalli und trocken.
Danach werden wir
in die Hosen pinkeln,
als wäre nichts geschehen.

© hertz

CosPlay

Kettenhemd.
Lederwams.
Hier, der rote Mantel
von deinem Vater.
Drunter Angora,
du zitterst.
Deine Haare, man könnte
dich an ihnen erkennen,
nimm die Perücke,
Grün steht dir,
sie ahnen nicht
dass du es bist.
Kein Schwert.
Wir schlagen
uns durch.

© hertz

Wann dann

Heiligabend sterben
sollte nicht sein,
auch die drei Tage
vorher nicht.
Man hat schon alles
und nun das.
Verschieben also –
löst einen Stau aus.
Vorweg vielleicht,
aber wer will das schon,
höchstens ein paar
Freiwillige.

Mir würde es nichts ausmachen
nach Flugente mit Orangenlikör,
passender Musik, was von Bach,
etwa „Jauchzet, frohlocket“,
in Ordnung, und dann.

Die werden weinen.

© hertz

To go

Uranus zum Beispiel
verbringt Jahre
im selben Sternbild.
Das könnte ich nicht.
Es soll nicht
so lange dauern.
Lange ist zu spät.

Es könnte Gott weiß
was passieren.
Die Kurse könnten fallen.
Die Kurse könnten steigen.
Die Regierung könnte gehen.
Die Regierung könnte bleiben.
Die Liebe könnte kommen.
Die Liebe könnte gehen.

Ich buche premium.
Ich buche overnight.
Ich buche rapido.
Ich nehme expresso.
Ich nehme den Pappbecher.

© hertz

Doch

Die ihr hinschaut,
es ist kein Gedicht.

Wer dies liest
liest einen Mann
verlegen des Nachts
vom Morgengrauen getrieben
überstanden den Tag
zur blauen Stunde endlich
nicht viel Neues
im Ersten
und Zweiten
Mann wehrt sich
also doch
ein Gedicht

Ich bin’s.

© hertz

Blues mit Keksen

Meine Wintermalerin liebt
verhangene Himmel,
traurige Krähen,
Körper in Nebeln,
vereinen sich zu weiß Gott was,
Barrikade oder Liebe.

Lagunen und Palmen –
da spreizt sich ihr Pinsel,
um Sonnenuntergänge
bittet ihr vergeblich.

Aber Kekse kann sie,
das sage ich euch,
zum Niederknien.

© hertz

O du

Drache ohne Reiter,
Kutsche ohne Prinzessin.
Ketten schwingen
im Wind.
Sie nehmen eine Punsch,
dann sagt der Zollstockmann,
mindestens zweisechzig
für die Rettungsgasse.
Die Lebkuchenfrau
zieht den Schal enger.
Der Tannenbaum
vom Tieflader
stellt sich vor
eine Maria mit Kind.
© hertz

Kann nicht

Ich kann keine Flüchtlinge.
Und ein Dichter sollte doch.
Ich kann kaum Kirchenchor,
gerade noch alte Freunde,
meine Briefträgerin geht noch.
Nachbarn verschieden.
Katzen meistens.
Ab und an Kinder,
nicht alle, die ich habe.
Frauen – eine.
Ich kann Karibik,
wenn man mich hinfliegt,
Kenia oder Kanaren,
viele andere Länder,
wo es sich reimt
oder auch nicht.
Ich kann keine Flüchtlinge.

© hertz

 

 

 

Blogverzeichnis - Bloggerei.de
Follow by Email