Störkathen

Ja, hier lustwandelt‘ einst der Dichter,
den Geist, die Seele auszulüften,
man sagt, sein Vers sei oft ein schlichter,
versinkt so gern in Frauen-, Cron-
und adlig-feinen Liliendüften.

Ein Heidestein trägt seinen Namen,
es gibt bloß schwarze Kiefern, Schnucken,
nicht reizen Liebesmelodramen,
kein flimmergrünes Augenpaar,
ganz ohne keusches Miederzucken.

Das bringt uns kaum was, Allerliebste,
die Luft, sie beißt, Novemberkühle,
da gehn wir besser aufs Rapidste
den sel’gen Detlev heiß verehr’n
in unsre eignen warmen Pfühle.

© hertz

Blau

Niemandsland
bewacht von grauen Wäschepfählen
und vierunddreißig Augenpaaren
hinter den Gardinen.

Die Probe
des Adepten:
Er hebt den Stab,
sagt lautlos
seinen Spruch,
ins Nichts
ritzt er Hyperbeln.

Wie schade, Blüten, Blüten, Blüten.
Zwar diesmal alles blau in blau –
Vergissmeinnicht und Männertreu,
Verbenen, Bleiwurz, Blaue Lieschen,
ein Meer von Blüten strömt herbei.
Wer macht das nachher wieder weg?
Aus offenen Türen jubeln Kinder,
ein Paar umarmt sich neu verliebt.

Der Meister der Novizen sieht‘s
in seinem blinden Spiegel, seufzt:
Schon wieder einer,
der bloß Blumen kann.

© hertz

Schwarzer Mond

Traumhatz.
Fetzen von Sätzen.
Bänglich pocht
dein Herz an.
Ich fahre hoch:
Kein Wechselbalg,
du bist noch da.
Ich lege mich
dicht an dein Ohr
und summ dir was
vom Morgenstern.

© hertz

Karbid

Der dicke Schulze
holt die Klümpchen
aus der Jackentasche,
stinken nach Klo.
Ab damit
in die Flasche von Tommi.
Wasser schon drin.
Hänschen ist stolz
auf sein Sturmfeuerzeug.
Wird nicht gebraucht.
Ich hab’ nichts.
Ich muss Schmiere stehen.
Im Rohbau kracht’s
wie Silvester.
Scherben hageln.
Das machen sie
gleich nochmal.
Zwei Häuser weiter
geht die Tür auf,
das ist bei Thomas.
Wir stieben davon,
kauern im Graben,
schleichen heim.
Nur ich
habe saubere Hände.

© hertz

Tierpark-Dating

Treffpunkt Zicklein Schleckmich.

Hand in Hand zu den Wölfen.
Eine Junge mit Headset
greift sich was aus dem Eimer,
rote Fleischklümpchen fliegen.

Mir wird speiübel. Lieber
wo die Blesskälber wohnen.
Lutschen einem die Finger
so nass. Füttern, ja bitte.

Später futtern wir Pommes.

© hertz

Danzig

Mehr Fassaden geht nicht.
Und dann die Höfe:
Empört watet die Katze
am Saum der Pfütze entlang.
Die Junge in roten Hosen
bricht fremden Flieder,
Smartphone in der Linken.
Abfalltüten unverschämt
neben dem Brunnenhäuschen.
Unter’m Ahorn ein Bänkchen
kurz und unbesucht.
Wenn wir hier wohnten,
baute ich Dir und der Katze
einen hölzernen Steg,
umzäunte unseren Flieder allerhöchst,
schleunigst riefe ich die Müllabfuhr –
anderntags aber war ohnehin alles weg.
Und abends bisweilen
säßen wir bedeutsam eng
auf dem Bänkchen im Hof.
Einmal aber würde der schöne goldene Sigismund
auf der Spitze des Rathausturmes
winkend sich zu uns wenden.

© hertz

Valentinstag

Dann tut der Abend alles ab
die Nacht zieht uns aus
bloß noch der Glanz
deiner Faltencreme
und meine Flecken
auf den Händen
der Arzt sagt
das sei
bei uns
so

© hertz

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