Im Zauberwald


Dose im Moos –
verzischt.
Tanga in Schwarz –
kein Leib.
Stiefel im Matsch –
kein Fuß.
To-go to drink –
kein einziger Mund.
Tempo im Busch,
weg ist der Arsch.

Ruhe im Tann –
bloß die A7.

© hertz

Auf der Welle

Fallobst schälen,
Papierfotos gucken,
Yoga zu zweit,
Halma oder Mikado,
Silber putzen – wenn man hat.
Aber auch Hosen bügeln
finde ich äußerst intim
an gelockten Abenden,
Verwegenste
lesen Gedichte.

© hertz

Kreuzberg-Sonate

Im Oktoberdress
farbrauscht die Rhön vor sich hin.
Kilianswetter.

Boskoops geplündert,
letzte Pflaumen gerüttelt.
Süße der Birnen.

Der Pilzpfannenduft
sättigt die braune Hütte.
Abends ein Roter.

Zum Berg der Franken
auf der Wanderautobahn
pilgern jetzt Masken.

© hertz

Bornholmer Straße

Ne Freundin
in Ostberlin
hatt‘ ich mal,
rein platonisch,
sie ging sowieso
mit einem von der NVA.
Rüber machte ich
alle Jahre wieder.
Zutritt von sieben
bis vierundzwanzig Uhr.
Gut für die Moral.

Die Brücke,
die Kleingärten,
Bornholmer Straße,
die Grenzanlagen.
Neulich war alles
im Fernsehen, wie in echt.
Aber dies zeigten sie nicht:

Einmal verdammt spät,
ich total verfranzt,
falsch in der Einbahnstraße.
Herzrasen. Vopo kommt.
Papiere.
Belehrung.
Nicken.
Kehren.
Gute Fahrt, sagen sie.
Ich schaffe die Grenze.
Danke, Jungs.

Und die Platonische –
ach, Heide.

© hertz

Beisitzer

Soviel Lufthoheit
gestand man mir
noch nie zu
bei einer Sitzung.
Ich verfügte erstmalig
über einen Luftraum
von zirka 130 Badewannen.

Trotz der Badewannen
hatte ich leider
nichts zu sagen.

© hertz

Lost in the movies

Popkorn-Aerosole
schwadenweise,
die Gier greift XXL.
Bunte Togo-Becher
strohhalm-schnorcheln,
Bügelflaschen ploppen,
der Jungmann rülpst.
Tatatata! Tatata!
Das Handy klemmt,
Köpfe sacken weg,
Knutsch-Gekicher,
man zeigt sich was,
die Displays glühn.

Anders gestern.
Im Absperrband
bloß du und ich
und, ja, der Film.

© hertz

Fischmarkt

Trumphering
Putinhering
Orbanhering
Erdoganhering
bɪz.mɑɹk eːʁɪŋ
Kaczyńskihering
Xi-Jinping-Hering
Lukatschenkohering
Fürst-Hans-Adam-II-von-und-zu-Liechtenstein-Matjes

dann
doch
lieber
Rollmops

© hertz

Lied von der Hitze für meinen Großvater, Jahrgang 1886, Metallarbeiter

Die Muskeln zucken
nach einer Weile.
Die Hitze.
Die Faszien.
Die Hitze.
die Faszien.
Magnesium,
Kalium,
Franzbrandwein,
diese drei,
so steht es geschrieben.
Aber mein Großvater
nahm nach der Arbeit
Herrenhäuser Pils
gegen das Zucken.
Tagsüber stand er
an der Drehbank
bei der Conti.
Morgens um vier
musste er raus,
langer Fußmarsch.
Ruckzuck.
Die Muskeln zucken
nach einer Weile.
Die Hitze.
Die Faszien.
Die Hitze.
die Faszien.
Magnesium …

© hertz

Allee-Talk

Ist der späte Zug durch,
drehn sich unsre Buchen
blätterrauschend zueinander,
wispern Smalltalk,
tratschen ökologisch,
über die Fichten zum Beispiel,
nackt bis Hals dort am Wegkreuz.
Oder was über die Grundherrin,
wem sie bestimmt noch ans Holz ginge.
© hertz

Elbisch

Brokdorf, in der hellen Bucht,
gelb lockende Blumen.
Der Landmesser steht dort,
der du einst werden wolltest,
er steckt in deiner Haut.
Du traust dich
nicht zu fragen,
bist neben dir
für lange Zeit.
Ihr guckt nach drüben,
messt den Weg in Meilen.
Das Riesenschiff versperrt
den Blick, macht Wellen,
ein Pärchen zieht die Füsse an,
der Sand wird feucht.
Man nickt sich zu.
Elen síla lúmenn‘ omentielvo. (*)

© hertz

(*) Ein Stern scheint auf die Stunde unserer Begegnung.

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