Verlaufen

Menschenseelenallein
den Leitungsrohren nach,
drinnen glucksen Wörter
wie auf eine Dichterlesung.
Man sollte jetzt
beten können oder Esperanto.
Ich aber stelle mir Fragen,
da haben die Krähen
was zu lachen.

© hertz

Tat-Sache

Der Griff zur Axt.
Nicht die Schärfe
zieht mich an,
es ist ihr Holz,
ein wunderschöner
Eschenstiel,
hell und sanft,
wohlgeformt,
meiner Hand
schmeichelnd,
die den Schlag
führen soll.

An dem,
was du willst,
ist mehr
als du wolltest.

© hertz

Glückse

Kakao ohne Haut
der Zeigefinger
malt Monster
auf behauchte Scheiben
Kaninchen küssen
im Brötchen bohren
Schatten treten
mit Johannes von drüben
sein Papa ist abgehauen
das Pupskissen
ausprobieren
einen Goldtaler
aus ’ner Ritze buddeln
Lachzähne
schön finden
ein silberner Vorhang
aus Schneeflocken
keinen Käse mögen
wie der Kater Murr
beim Bäcker
ein neues Wort
aufschnappen
den Rückweg hüpfen
das neue Wort flüstern
mindestens tausendmal
das heißt Jänner
wenn nicht mehr
Jännner ist
ist wieder Schule

© hertz

Letzter Markt

Rosen auf dem Asphalt.
Der Dönermann
sammelt Kohlköpfe auf.
Eine Lebkuchenfrau
verteilt noch immer
Zettel für Gott.
Sie friert im Kostüm.
Der Tannenbaum
vom Tieflader steht
vor Maria mit dem Kind.
Glitzerketten schwingen.
Man geht seiner Wege.

© hertz

Es wird

Zum Mond, zum Mond
krähte der Junge,
schoss seine Raketen
hinters Bücherregal.
Nach einer Stunde
falteten seine Hände
den schwebenden Flug.

Von so einem
wird man noch hören

© hertz

Vorbei

Wieso blond
du warst rot
was für Pumps
du trugst Clogs
woher „Cheese“
lachtest klar.
facebook
fakebook
Ich gehe
ans Fenster
gucke auf den See.

© hertz

Im Zauberwald


Dose im Moos –
verzischt.
Tanga in Schwarz –
kein Leib.
Stiefel im Matsch –
kein Fuß.
To-go to drink –
kein einziger Mund.
Tempo im Busch,
weg ist der Arsch.

Ruhe im Tann –
bloß die A7.

© hertz

Auf der Welle

Fallobst schälen,
Papierfotos gucken,
Yoga zu zweit,
Halma oder Mikado,
Silber putzen – wenn man hat.
Aber auch Hosen bügeln
finde ich äußerst intim
an gelockten Abenden,
Verwegenste
lesen Gedichte.

© hertz

Kreuzberg-Sonate

Im Oktoberdress
farbrauscht die Rhön vor sich hin.
Kilianswetter.

Boskoops geplündert,
letzte Pflaumen gerüttelt.
Süße der Birnen.

Der Pilzpfannenduft
sättigt die braune Hütte.
Abends ein Roter.

Zum Berg der Franken
auf der Wanderautobahn
pilgern jetzt Masken.

© hertz

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